Johannes erklärt, was die Göttliche Liebe ist.
5. August 1916.
Ich bin hier, Johannes—der Apostel Jesu.
Ich schreibe dir heute über die Göttliche Liebe. Dieses wunderbare Geschenk, das der Vater erneuert hat, als der Meister auf die Erde kam, ist die größte Kraft im gesamten Universum. Die Göttliche Liebe erneuert den Menschen von Grund auf und macht aus dem Abbild Gottes ein neues Geschöpf, indem der Mensch Anteil an der göttlichen Natur erhält. Ausschließlich diese Liebe ist in der Lage, den Menschen aus dem Stand des rein Menschlichen zu erheben, um ihn nicht nur zum vollkommenen Menschen, sondern zu einem göttlichen Engel zu machen, dem es gestattet ist, die göttlichen Sphären zu bewohnen.
Die Göttliche Liebe macht das Geschöpf nämlich nicht nur eins mit seinem Schöpfer, sie verhindert auch, dass der Mensch jemals wieder zu Fall kommt oder der Versuchung unterliegt. Dann sind Nächstenliebe und gegenseitige Achtung keine abstrakten Begriffe mehr, sondern verinnerlichte und fundamentale Bestandteile des menschlichen Daseins, die es möglich machen, den großen Menschheitstraum zu verwirklichen: In brüderlichem Frieden miteinander zu leben!
Liebe wird dann zum Leitmotiv aller menschlichen Handlungen. Keiner ist mehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht, sondern findet darin Erfüllung, dem Gemeinwohl zu dienen, ohne das Gefühl zu haben, übervorteilt oder ausgenutzt zu werden. Alle negativen Eigenschaften wie Neid, Hass, Zwietracht oder Eifersucht, die so lange Zeit ständige Begleiter des Menschen waren, werden dann ein für alle Mal verschwinden, um für Frieden, Glück und Freude Platz zu machen.
Die Göttliche Liebe ist unerschöpflich. Der Strom, der sich aus dem Herzen Gottes ergießt, kann niemals versiegen, selbst wenn die gesamte Menschheit gleichzeitig um diese wunderbare Gabe bitten würde.
Die Göttliche Liebe ist ein Geschenk, auf das der Mensch zwar keinerlei Anspruch hat, das aber jedem zuteilwird, der den Vater darum bittet. Niemals würde Gott den Menschen zwingen, Seine Liebe anzunehmen; stattdessen wartet Er, dass der Mensch sich für Seine Liebe—und somit für Ihn entscheidet.
Die Göttliche Liebe kann nur zu einem Menschen fließen, wenn dieser darum bittet. Weder ein moralisch einwandfreies Leben, noch der Dienst am Nächsten oder die Förderung des Gemeinwohls können das Einströmen der Göttlichen Liebe veranlassen. Alle diese Dinge sind zwar mehr als wünschenswert und tragen ihre eigene Belohnung in sich, allein aber das Gebet um die Liebe des Vaters kann erreichen, dass Gott Seine Kinder mit dieser Gabe erfüllt. Der Vater allein ist der Quell dieser Liebe, das Gebet aber ist der Schlüssel, der die Seele des Menschen öffnet.
Die Göttliche Liebe trägt die Essenz der Göttlichkeit des Vaters in sich, deshalb ist sie größer als alle Hoffnung und jede Zuversicht des Menschen zusammen. Der Mensch ist zwar gut beraten, sich dem Glauben und der Hoffnung zu widmen, dennoch sind diese Eigenschaften höchstens die Wegbereiter, die der Göttlichen Liebe die Türen öffnen, um im Herzen des Menschen Herberge zu finden.
Die Göttliche Liebe ist eine vollkommen eigenständige, universelle Macht, die nur Gott allein schenken kann. Sie darf nicht mit der natürlichen Liebe verwechselt werden, die jeder Mensch in sich trägt und die dem Menschen bei seiner Schöpfung mit auf den Weg gegeben wurde.
Diese natürliche Liebe ist ein charakteristischer Wesenszug des Menschen, die aber im Gegensatz zur Göttlichen Liebe, die absolut und rein ist, ständig Gefahr läuft, durch Sünde und Irrtum verschmutzt und befleckt zu werden. Will der Mensch seine natürliche Liebe also zum besten Wohle aller leben, so tut er gut daran, den Vater um Seinen Beistand zu bitten.
Die Göttliche Liebe ist ein Potential, das zwar der gesamten Menschheit offensteht, die sich aber nicht kollektiv oder automatisch über alle ergießt, sondern nur dann in das Herz eines Individuums strömt, wenn der Einzelne für sich die Wahl trifft, dieses Geschenk anzunehmen. Jeder Mensch muss für sich allein entscheiden, ob er diese Liebe wählt oder nicht.
Auch wenn der Vater sich von Herzen wünscht, dass alle Seine Kinder Sein Geschenk annehmen, so ist es dennoch eine Tatsache, dass viele dieses Angebot ausschlagen. Wer sich aber entscheidet, die Liebe des Vaters anzunehmen, der muss den Weg gehen, den Jesus verkündet hat: Aus tiefstem Grunde seines Herzens um dieses wunderbare Geschenk zu bitten! Dieses Gebet allein ist es, das die Seele öffnet, damit der Vater Seine Liebe in jedes einzelne Herz legen kann. Dies ist der einzige Weg, der für alle Menschen gleichermaßen gilt—unabhängig von Stand, Rang und Namen, denn vor Gott sind alle Menschen gleich.
Die Göttliche Liebe ist das Fundament, auf dem die göttlichen Himmel ruhen. In diese Sphären kann nur gelangen, wer Göttliches in sich trägt. Will der Mensch also in das Reich des Vaters eintreten, so genügt es nicht, seine natürliche Liebe zu vervollkommnen, sondern die natürliche Liebe des Menschen muss durch die Kraft der Göttlichen Liebe verwandelt und absorbiert werden. Nimmt der Mensch die Göttliche Liebe in sich auf, die als Emanation Gottes wiederum Göttlichkeit in sich birgt, so wird der Mensch selbst göttlich und erreicht irgendwann den Stand, an dem er die Eignung besitzt, die göttlichen Sphären zu betreten. Gott wünscht sich zwar sehr, dass alle Menschen diese Wahl treffen, dennoch respektiert Er die Entscheidung jedes Einzelnen und drängt niemanden, Sein Geschenk anzunehmen.
Allein die Göttliche Liebe ist in der Lage, den Menschen aus seinem reinen Menschsein zu erheben. Dies macht sie zum größten Wunder in der gesamten Schöpfung Gottes und zur höchsten aller göttlichen Eigenschaften. Die Göttliche Liebe ist der nie versiegende Quell, aus dem Frieden und Glückseligkeit strömen.
Dies soll für heute Nacht genügen. Ich sende dir meine Liebe und wünsche dir eine gute Nacht! Möge der Vater dich segnen!
Dein Bruder in Christus,
Johannes.